KUB 2018.04
Tacita Dean
20 | 10 | 2018 – 06 | 01 | 2019
Geschichte, Erinnerung und Einfühlung, Naturgewalten und Menschenspuren sind die Themen im Werk Tacita Deans, eine der wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Ihr Werk umfasst eine Vielzahl von Medien, am bekanntesten ist sie jedoch für ihre Auseinandersetzung mit dem photochemischen Film. Als Teil der Gruppenausstellung Remind... mit Eija-Liisa Ahtila, Anri Sala sowie Jane und Louise Wilson war sie bereits 2003/2004 im Kunsthaus Bregenz zu sehen.
Verteilt auf alle vier Stockwerke zeigt die umfangreiche Ausstellung im Kunsthaus Bregenz drei ihrer wichtigsten Filmarbeiten sowie zwei monumentale Zeichnungen in Kreide. Mit Kreide auf schwarzen Tafeln gemalt, zeigt das Werk Chalk Fall (2018) den Einsturz einer Kreideklippe. Die Weißtöne der Kreide spiegeln den Lawinendunst im zweiten Werk The Montafon Letter (2017). Für diese Arbeit ließ sich Tacita Dean von einer historischen Geschichte inspirieren: Ein Lawinenabgang im 17. Jahrhundert erschüttert das Montafon, ein Bergtal im Süden Vorarlbergs. Der Legende zufolge wird der Geistliche, der die Toten segnet, von einer zweiten Lawine verschüttet und von einer dritten wieder freigelegt.
Jedes der drei Obergeschosse im Kunsthaus Bregenz ist einer großen Filmarbeit Tacita Deans gewidmet.
Antigone (2018) ist Deans aktuellstes und aufwendigstes Filmprojekt. Das erste Mal wurde sie im Frühjahr 2018 in der Royal Academy in London der Öffentlichkeit präsentiert. Sie war eine von drei Ausstellungen, die gleichzeitig auch in der National Gallery und in der National Portrait Gallery zu sehen waren – ein beispielloser Zusammenschluss der Londoner Institutionen. Im KUB wird die Arbeit, eine einstündige, synchronisierte Projektion von zwei 35-mm-Filmen, im 1. Obergeschoss gezeigt.
Im zweiten Obergeschoss leuchten die sechs Leinwände der Filminstallation Merce Cunningham performs STILLNESS… (2008). Die Arbeit ist Teil einer Serie filmischer Künstler/innen-Porträts darunter David Hockney, Julie Mehretu, Claes Oldenburg und Cy Twombly. Der Tänzer Merce Cunningham performt darin das Stück seines Partners John Cage 4’33”, ein Musikstück, das ohne Ton die Stille feiert.
Im dritten Obergeschoss ist das 2011 für die Turbinenhalle der Tate Modern konzipierte Werk FILM zu sehen – ein Porträt des Medium Film schlechthin. Das Werk kennzeichnet den Beginn ihrer Kampagne für den Erhalt des photochemischen Films (www.savefilm.org ).
Biografie
Tacita Dean wurde 1965 in Canterbury, Großbritannien, geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles.
Deans Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet — darunter der Hugo Boss Preis (2006), der 6. Benesse-Preis der 51. Biennale in Venedig (2005), und der Kurt-Schwitters-Preis für Bildende Kunst (2009).
Zu ihren Einzelausstellungen zählen Präsentationen in zahlreichen international renommierten Museen, unter anderem: Tate Britain, London, MACBA, Barcelona (2001), Schaulager, Münchenstein/Basel (2006), Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2007), Fondazione Nicola Trussardi, Mailand (2009), MUMOK, Wien (2011), New Museum, New York (2012), Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro (2013), Fundación Botín, Santander (2013), Australian Centre for Contemporary Art, Melbourne (2013), Statens Museum for Kunst, Kopenhagen (2014), TIFF Bell Light Box, Toronto (2015), Espace Louis Vuitton, München (2016), Museo Tamayo, Mexiko-Stadt (2016), National Portrait Gallery, The National Gallery & Royal Academy of Arts, London (2018). Ihre Arbeiten wurden außerdem auf der dOCUMENTA (13), Kassel (2012), der 55. Biennale in Venedig (2013) sowie bei der Biennale of Sydney (2014) gezeigt.