KUB 2020.01
Bunny Rogers
18 | 01 – 13 | 04 | 2020
Als erste Ausstellung 2020 zeigt das Kunsthaus Bregenz die US-amerikanische Künstlerin Bunny Rogers. Die Architektur und der schmucklose Beton des Zumthor-Baus kommen ihr entgegen, nicht selten lädt Rogers in verdunkelte Bühnen. Die Stimmung ihrer Arbeiten ist düster und schwermütig. Ihre Installationen, die meist Musik und Poesie einbeziehen, sind von Figuren aus dem Internet, von Fernsehserien oder Videospielen inspiriert. Die Welt der Waren und der Vergnügungsindustrie – sonst als heil und gewinnorientiert dargeboten – verkehrt ihre Vorzeichen, sie wird fragwürdig, tiefgründig und melancholisch. Rogers spielt mit Identitäten, indem sie Porträtserien von sich anfertigt, die letztlich 3D-Modelle von Fernsehcharakteren sind. Sie zeigt sich darin nicht als Gewinnerin, sondern verletzlich, leidensfähig und verlassen.
Für das Kunsthaus Bregenz plant Rogers raumgreifende Installationen über alle vier Geschosse. Versatzstücke und Atmosphäre sind von amerikanischen Trauerfeiern inspiriert. In einem Raum wird Rasen verlegt, von der Decke rieselt das Wasser einer Dusche. Die Anlage erinnert an die Nasszellen amerikanischer Schulen. An anderer Stelle sind Rosen zu sehen, die in Beton gegossen sind. Erde, Abfall und vertrocknete Blumen versinnbildlichen Poesie und Schmerz, Schönheit und Vergänglichkeit – eine Kunst, die den Schauer nicht scheut, um an die eigene Verantwortung zu erinnern. Es ist ein Memorial, »objektive Kunst«, so Bunny Rogers, sei unmöglich.
Ein zentrales Thema in ihrem Schaffen ist die Auseinandersetzung mit dem Amoklauf an der Columbine High School in Littleton, USA, der insgesamt fünfzehn Opfer gefordert hat, darunter zwölf Schüler*innen, einen Lehrer und die beiden Täter. Die Räume, die Bunny Rogers inszeniert, erinnern an diese Schule und werden zu Stimmungsbühnen, die das KUB in einen einzigartigen Ort verwandeln, nicht nur theatralisch, sondern auch kritisch, politisch und die Gegenwart prüfend.
Biografie
Bunny Rogers (geb. 1990 in Houston, Texas, USA) schloss 2012 ihr Studium an der Parsons School of Design in New York in bildender Kunst mit dem Bachelor of Arts ab. 2017 beendete sie ein weiteres Studium am Royal Institute of Art in Stockholm mit dem Master of Fine Arts. Bunny Rogers entwickelt Skulpturen, Installationen, Videos und Fotografien. Zudem wurde sie für ihre Poesie bekannt, die sie online und in Lesungen präsentiert. Sie stellte unter anderem im Hamburger Bahnhof, der Fondation Louis Vuitton, dem Whitney Museum of American Art und dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk aus, darüber hinaus war sie Teil von Hans Ulrich Obrists Projekt 89plus. Rogers lebt und arbeitet in New York.
»Die Schau in Bregenz – ein Ereignis!«
Peter Schiering, ZDF aspekte, 17. Januar 2020
»Rogers reflektiert über die Endlichkeit mit einer erstaunlichen Zurückhaltung, (…) ohne sich den kleinsten Anflug von Effekthascherei und Kitsch zu erlauben.«
Alexandra Wach, FAZ, 01. Februar 2020
»Bunny Rogers verwandelt das KUB in ein Gesamtkunstwerk.«
Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten, 17. Januar2020
» (…) eine der spannendsten und gefragtesten Künstlerinnen unserer Zeit (…).«
Harald Wilde, ORF Kulturmontag, 27. Januar 2020
»Eine düstere und schwermütige Inszenierung, die mit feinsinnig gesetzten Zitaten Themen wie Trauer, Verlust und verdrängte Ängste, aber auch die Überwindung dieser Gefühle durch kollektive Handlungen, durcharbeitet.«
Fiona Liewehr, Parnass online, 27. Januar 2020
»The artist, very much alive and turning thirty this month, has channeled her affective fixation on mourning and melancholia into an exhibition that will occupy the Kunsthaus Bregenz’s four mausoleum-like concrete floors – an appropriate setting for installations inspired by American funerals. A concrete-cast rose for you, darling Bunny.«
Hiji Nam, Artforum.com, Januar 2020
»Ultimately, making such readings wildly open and available to interpretation is one of the strengths of Rogers’s show, confirming the old adage that a memoryis like a fingerprint — no two are identical.«
Cloe Stead, Spike Art Quarterly, April 2020